Hainburger Autorenrunde

Gegründet: 1990

Hainburger Autorenrunde 1990 - 2023

 

Ende November 1990 (am 27.11.) wurde im „Gwölb“ des damaligen Hainburger Gasthauses Reindl („3 Raben“) die Hainburger Autorenrunde gegründet, inspiriert vom damals beginnenden Aufbruch des Ostens, der Hainburg nach dem Fall des Eisernen Vorhangs aus seinem jahrzehntelangen Grenzschlaf aufgerüttelt hatte.

Die Anfangszeit der Schreib-Runde, zusammen geführt vom Lehrer Erwin Matl, war einerseits geprägt von begnadeten heimischen Lyrikern (Rudolf Wenighofer, Friedrich Hessheimer, Theresia Harrer, Anton Jakob-Käferle, …), die ihre Werke mehrheitlich auch in niederösterreichischer Mundart verfassten, andererseits aber auch von der Gruppe der gediegenen Geschichtenerzähler, an der Spitze SR Stefanie Neugebauer, die leider allzu früh verstorben ist.

Es folgte die Zeit des experimentellen Schreibaufbruchs, der vor allem durch den Besuch etlicher Bad Tatzmannsdorfer Literaturtage („Federkiel und Quellengeist“) geweckt wurde. Daraufhin folgende „hauseigene Seminare“ führten zu einem Forcieren der modernen Lyrik, die von allen Mitgliedern zumindest ausprobiert worden ist, meist auch mit beachtlichem Erfolg.

Von Anfang an wichtig waren der Autorenrunde Lesungen, auch stets mit Musik, dies führte zu guten Kontakten zu nahezu allen Musikschaffenden des Bezirkes Bruck an der Leitha. Viele Jahre war die jährliche Schlossberg-Lesung unser Schaffens-Höhepunkt, später folgte zusätzlich die Adventlesung in der Haydn-Bibliothek. Immer wieder wurden auch Werke der Autorenrunde in Buchform publiziert.

Des Weiteren machte es sich die Gruppe zur Aufgabe, das literarische Bewusstsein der Jugend zu wecken. 11 Jugend-Autoren-Wettbewerbe, die meisten davon auf  internationaler Ebene, sind Beweis für dieses erfolgreiche Bemühen. Es gab Literaturworkshops in vier europäischen Ländern, dazu Wettbewerbs-Einsendungen von Griechenland bis Polen und Russland und eine besonders gute Verbindung zu den Schulen Hainburgs und des Bezirks Bruck an der Leitha sowie zu jenen der Hainburger Partnerstädte Rodgau (Deutschland) und Šamorin (Slowakei).

Die Jahre ab 2010 waren geprägt durch eine äußerst bereichernde Zusammenarbeit mit dem Literaturzirkel Marchfeld, sodass seitdem wieder ein neuer Kreis an Literatinnen und Literaten die Arbeitssitzungen der Autorenrunde besuchte, auch an deren Lesungen teilnahm und eine wichtige Verbindung zu einem heimischen Verlag  (Pilum Literatur Verlag) öffnete.

Erwähnenswert ist der freundschaftliche Kontakt zu den Kulturschaffenden der Hainburger Partnerstädte. Mit Unterstützung der Literatin und Malerin Ljubica Perkman wurden regelmäßige Lesungen in Rodgau möglich. Durch Vermittlung der Šamoriner Lehrerin Ildiko Hushegy gibt es zu den dortigen Kulturkreisen regen Kontakt.

Über Vermittlung der Haydn-Bibliothek entstand im letzten Jahrzehnt ein freundschaftlicher Kontakt zu zwei der bekanntesten slowakischen Autorinnen, den Universitätsprofessorinnen Mária Bátorová und Etela Farkašová, die bei etlichen Projekten der Autorenrunde mitgewirkt haben.

Viele weitere Projekte wurden in diesen 30 Jahren durchgeführt: Veranstaltungen mit dem Nationalpark Donau Auen, dem niederösterreichischen Viertelfestival, im Rahmen der „Langen Nacht der Kirchen“ mit der Martin Luther Kirche und Begleitung vieler Hainburger Feste. Zahlreiche Lesungen gab es auch im Rahmen der Sommerspiele Wolfsthal. Internationale Beachtung fanden zwei große Kulturprojekte in Zusammenarbeit mit Künstlern aus Russland, denen weitere Veranstaltungen folgten.

Über 100 Personen traten bei den Lesungen der Autorenrunde auf oder veröffentlichten ihre Texte in den zahlreichen Büchern, nicht miteingerechnet hunderte Jugendliche der elf Jugend-Autorenwettbewerbe.

Die Pandemie 2020/21 führte einerseits zur Einstellung aller Veranstaltungen, andererseits wurden durch die Installation des YouTube-Kanals „Hainburger Autorenrunde“ in mehreren Online-Lesungen zahlreiche Menschen im In- und Ausland erreicht.

Nahezu 32 Jahre nach der Gründung traf die kriegerische Auseinandersetzung Russlands mit der Ukraine auch das Kulturleben der Autorenrunde schwer, da sich diese Mitten in weiteren Projekten mit den russischen Freunden befunden hat.

Doch Poesie kann niemals verhindert werden, ganz egal was auch immer Schreckliches kommen wird.  Und die Antwort auf das furchtbare Weltgeschehen von den Kunsttreibenden kann nur Kunst sein, wenn die fruchtbare Entwicklung der letzten Jahre nicht vergeblich sein soll.

Daher hat die Hainburger Autorenrunde 2022 ihre Anthologie „FRIEDENSBRÜCKEN“ im Pilum Literatur Verlag herausgeben mit großer internationaler Beteiligung. Über 30 Literatinnen und Literaten aus Österreich, Deutschland, Brasilien, aus den USA, aus dem Iran, der Slowakei, der Türkei und aus Russland veröffentlichten hier ihre Beiträge.