Hainburger Autorenrunde

Gegründet: 1990



Russisch-österreichisches Buch 

Lesungen in Wien und

Hainburg/Donau, 2019/2020

 


20.9.2019, "Menschlichkeit überwindet Grenzen":

Verlagspräsentation der zweisprachigen

Anthologie im Russischen Kulturinstitut Wien


 

Am Anfang waren ein niederösterreichischer Verleger (Leopold Hnidek) und eine russische Organisatorin und Übersetzerin  (Olga Murzina) und gemeinsam kam man mit dem Leiter der Hainburger Autorenrunde (Erwin Matl) zum Entschluss, dass nach einem kleinen Vorgängerprojekt "Das Uralgebirge und die Alpen" ein großes zweisprachiges Werk in Angriff genommen werden sollte. Ziel des fast zweijährigen Projekts sowie des gemeinsamen Buches "Menschlichkeit überwindet Grenzen" war es vor allem, wahre und selbst erlebte Geschichten mit humaner Grundhaltung in mehreren Ländern zu finden, ganz im Gegensatz zu den vielen Greueltaten des letzten Jahrhunderts in etlichen Teilen unserer Erde, die nicht zu leugnen sind.

Und das ist nun zweifelslos gut gelungen.

31 Autorinnen und Autoren, größtenteils aus Russland und Österreich, aber auch aus Deutschland und der Slowakei wurden gefunden, neun von ihnen trugen bei der Buchpräsentation im russischen Kulturinstitut an der Wieden in Anwesenheit der Koordinatorin der Veranstaltungen Olga Schalaewa ihre eigenen Werke vor.

Die in Gänserndorf wohnhafte Margarete Fugger eröffnete den Vortragsreigen mit ihrem lyrischen Text "Friedensblume", der die weltweite Sehnsucht nach Frieden und Friedenssymbolen spüren ließ.

Anschließend gab die seit ihrer Geburt blinde, 14jährige Jekaterinburger Schülerin Wassilissa Karpenko, vor den staunenden Gästen eine erste Talentprobe, als sie   ihre Nachkriegs-Erzählung "Rafail und Walter" auf Russisch und Deutsch auswendig und ausdrucksstark vortrug. Etwas später hörte man sie auch am Klavier mit einem schwungvoll vorgetragenen Walzer.

Leopold Hnidek, der zunächst als Verleger über die Entstehung dieser internationalen Buchrarität sprach, trat dann auch als Autor einer berührenden wahren Geschichte in Erscheinung, in der sein Onkel mit seiner Familie in Kriegs- und Nachkriegswirrnissen fünf Jahre lang zu Fuß durch zwei Kontinente marschierte, um schließlich in Österreich anzukommen.

Eine dramatische, viel zu wenig beachtete Erzählung aus der Zeit um 1945 stammt vom in der Slowakei durch das Veröffentlichungsverbot nur wenig bekannten Autor Jozef Hnitka. Seine Tochter, die Literaturwissenschaftlerin, Professorin und Autorin Maria Batorova, die nun seine Geschichten ins Gedächtnis rufen will,   brachte einen Ausschnitt dieser Erzählung.

Eine heiter-traurige Geschichte verfasste Vadim Osipov, Mitglied des russsischen Schriftstellerverbandes. Sein Held träumt davon, einmal die Wiener Oper zu Die nächste Autorin Nadezhda Mamonova las über ihre Nichte Gabriela. Diese wächst mit einer russischen Mutter und einem deutschen Vater auf und dadurch kommt es nicht nur verbal zu Meinungsunterschiede:  "Wir sprechen verschiedene Sprachen".

In der Lyrik ist es manchmal einfacher, aus allem Erlebten eine kurze einprägsame Schlussfolgerung zu formen als Quintessenz aller vorgetragenen Geschichten ...

Eine solche Schluss-Pointe von "Menschlichkeit überwindet Grenzen" verfasste die in Bosnien-Herzegowina geborene deutsche Schriftstellerin Ljubica Perkman.

Man hörten sie zunächst mit ihrem Text "Ich wünschte mir, ich wäre eine Spinne"

und anschließend sah man mittels Beamer einige russische und österreichische Autoren und Künstler an der Grenze Europa-Asien im Ural mit einer Performance zu diesem Text von Ljubica Perkman bei der Buchpräsentation im heurigen Juli.

Erwähnen muss man die der in Sibirien geborene, nun in Österreich wirkende Sängerin Xenia Galanova sowie Gerhard Sappert am Klavier, die für flotte russisch-österreichische Musik am Beginn der Veranstaltung sorgten.

Der Buchverkauf (um € 25,-- im Pilum Literatur Verlag und Buchhandel) sowie ein kleines Buffet warteten am Ende auf die zahlreichen Gäste, darunter Hainburgs Altvizebürgermeister Paul Pagacs und Stadtpfarrer Pater Andreas Schöffberger COp.

 

 

21.9.2019, Hainburg macht es möglich:

Slowakisch - russisches Feuerwerk bei

"Menschlichkeit überwindet Grenzen"

 

 

"Menschen, die ihr Herz am rechten Fleck hatten, gab es zu jeder Zeit, auch Mitten in den schlimmsten Kriegen, auch wenn es manchmal sehr wenige waren. Und daraus entflammt diese oft sehr stille Kraft, welche die eigene Situation, aber damit auch die Welt menschlicher werden lässt. Und genau darüber erzählen die Geschichten in unserer neuen zweisprachigen Anthologie", so fasste der Leiter der Hainburger Autorenrunde Erwin Matl die Idee und Umsetzung des neuen Buches zusammen. Es ist eine Gemeinschaftsproduktion der Autorenrunde, des Pilum Literatur Verlags sowie uralischer Autoren unter der Koordination der Übersetzerin und Mitautorin Olga Murzina. Sie führte auch gemeinsam mit Erwin Matl durchs Programm.

 

Zahlreiche Gäste aus Russland, Deutschland, der Slowakei und aus dem östlichen Niederösterreich waren nach Hainburg gekommen, wie auch die Ehrengäste Pfarrer Jan Magyar, Vizebürgermeisterin Silvia Zeisel sowie Altbürgermeister Josef Zeitelhofer, um bei der Lesung und Präsentation des Buches anwesend zu sein. Dementsprechend wurde die Eröffnung dreisprachig moderiert.

 

Die Marin Luther Kirche Hainburg, nicht nur Kirche sondern auch weithin weltoffener Veranstaltungsraum bot einen idealen Platz für dieses internationale Treffen, das der bekannte Chor "Sancta Maria" aus der slowakischen Partnerstadt Šamorin unter der Leitung von Inka Galbácová äußerst schwungvoll umrahmte.

 

Ein Feuerwerk der Literatur entzündete der uralische Autor, Mitglied des sehr renommierten russischen Schriftstellerverbandes, Vadim Osipov mit seiner Erzählung "Wiener Oper". Auch sehr viele, der russischen Sprache nicht mächtigen Zuhörer, hingen an seinen Lippen des ausdrucksstarken Vortrages, ehe danach ein deutschsprachiger Ausschnitt inhaltliche Klarheit über das Nichtgelingen eines Wiener Opernbesuches sicher stellte. Der Wiener Autor und Leiter des kleinsten Wien-Theaters Christian Faltl begeisterte humorvoll mit russisch-österreichischer Nachkriegsfreundschaft unter dem Titel "Der Major".

 

Große Bewunderung weckte die 14jährige Jekaterinburger Schülerin Wassilissa Karpenko, seit Geburt blind, die ihre Nachkriegs-Erzählung "Rafail und Walter" auf Russisch und Deutsch auswendig und mit großem Ausdruck vortrug. Im laufenden "Russisch-österreichischen Jahr der Jugend 2019" überzeugte auch die Hainburger Autorin Johanna Friedrich mit der durchaus berechtigten Frage, ob es in den vergangenen hundert Jahren Menschlichkeit gegeben habe?

 

Die Erinnerungen an ihre Kinder-Nachkriegsjahre riefen Erika Lugschitz mit "Advent 1945" sowie Gertrud Hauck mit "Irren ist menschlich" wach. - Einen Einblick ihrer eigenen Integration gab Gülkibar Alkan-Kirilmaz mit der Erzählung "Endstation Wien". Und die russische Autorin Nadeshda Mamonova zeigte jene Realität in einer globalen Welt auf, in der Familienmitglieder immer öfter verschiedene Sprachen sprechen.

 

In der Lyrik ist es manchmal einfacher, einprägsame Schlussfolgerungen zu formen. Solch einprägsame Gedanken formulierte die in Hainburg schon sehr bekannte Autorin Ljubica Perkman aus der deutschen Partnerstadt Rodgau mit "Pfade der Erinnerung / Kein fremdes Land und Quelle." -  Den Abschluss machte dann Margarete Fugger, die mit ihrem lyrischen Text "Friedens-Symbole" das Thema zur bildenden Kunst hin erweiterte.

 

Hainburgs Vizebürgermeisterin Silvia Zeisel bedankte sich am Ende der Veranstaltung für die gelungenen Darbietungen und auch dafür, dass es der Autorenrunde immer wieder gelingt, die Freundschaft zu den Partnerstädten Rodgau und Šamorin lebendig zu erhalten. Als Gastgeschenke gab es für alle weit angereisten Gäste von der Stadtgemeinde Hainburg einen Mittelalter-Bierkrug und von der Autorenrunde ein Erinnerungs-Briefmarkenset mit der Martin Luther Kirche Hainburg und der Russisch orthodoxen Kirche Wien.

 

Die Gäste aus Russland und Deutschland, die fünf Tage in Hainburg wohnten, dabei viele Erkundigungen unternahmen und drei Auftritte hatten (auch in den russischen Kulturinstituten Bratislava und Wien) zitierten dabei oftmals den Titel des neu präsentierten Buches: "Menschlichkeit überwindet Grenzen!" (in allen Bereichen des Zusammenseins.)

Das Buch ist erhältlich im Pilum Literatur Verlag, im Buchhandel und bei der Hainburger Autorenrunde um € 25,--.

 

 

 

27.10.2020, "Menschlichkeit überwindet Grenzen":

Lesung der zweisprachigen

Anthologie im Wiener Theaterkeller

 

 

   

Aus der Begrüßung vom Leiter der Autorenrunde, Erwin Matl:

 

Nach dem erfolgreichen russisch-österreichischen Projekt „Das Uralgebirge und die Alpen“ 2017 kam gleich danach vom PILUM Verlag – von Hrn. Leopold Hnidek – das Angebot an die russische Koordinatorin ein gemeinsames zweisprachiges Buch herauszubringen.

Auf russischer Seite suchten die Koordinatorin Olga Murzina mit dem bekannten uralischen Schriftsteller Boris Telkov nach russischen Schriftstellern und wurden einerseits bei prominenten Personen, aber auch bei talentierten Jung-Autorinnen fündig. - In Österreich sammelten sich Texte vor allem von den Mitgliedern der Hainburger Autorenrunde.

Schlussendlich, nach fast 2jähriger Entstehungsarbeit, erschien das Buch im Sommer des Vorjahres mit Werken von 31 Autorinnen und Autoren mehrerer Länder.

Ziel war ein Buch mit größtenteils authentischen Geschichten, die aufzeigen, dass Menschlichkeit zu jeder Zeit, auch in den ärgsten Kriegszeiten möglich gewesen ist, wenn man äußere und innere Grenzen überwunden hat.

Nach erfolgreichen Präsentationen in Russland, Deutschland und Österreich kam es zu Beginn des Jahres zur bereits 3. Auflage des Buches.

Mitten drinnen kam dann der Lockdown, 2 Tage vor unserer geplanten Lesung im Theaterkeller.

Und dann kamen für alle anstrengende Pandemie-Monate, die für unsere Hainburger Autorenrunde auch eine besonders schmerzlich war. Über 7 Monate lag unsere neue Auflage ungeöffnet in meinem Keller. – Viel schlimmer war es aber, dass wir in kurzer Zeit 3 Freunde verloren, die alle völlig unerwartet von uns gegangen sind. In Russland starben der Gatte der Autorin Nadja Mamonova, Herr Oleg Mamonov sowie unser Freund Stefan Semken. In Österreich mussten wir den Tod unseres Autorenmitglieds Hans Otto Schmidt verstehen lernen. - Ihnen allen wollen wir heute gedenken, in Erinnerung daran, wie fröhlich wir im vergangen Jahr gemeinsam unterwegs gewesen sind. – Oleg, Stefan und Hans Otto werden uns heute von höherer Stelle aus zusehen und uns die Daumen drücken, dass alles gelingen möge.

Ich bedanke mich heute besonders bei Gertrud Hauck, die sich seit Februar auf diese heutige Veranstaltung vorbereitet und ihren Text immer wieder bis zuletzt umändern musste.

Ich denke besonders an die uralische Delegation unter der Leitung von Olga Murzina, die nicht nach Österreich reisen durfte. Ebenso Corona-mäßig am Kommen verhindert sind die slowakische Autorin Maria Batorova und die deutsche Autorin Ljubica Perkman. Alle drei Damen haben Grußbotschaften an uns gerichtet.

Über die uralische Bibliothekarin, Übersetzerin und Lehrerin Marina Schabajewa werden wir am Ende noch einmal zu sprechen kommen.

Ich bedanke mich bei jedem einzelnen Besucher, der heute hier ist und besonders bei Helene Levar, die die heutige Lesung im Theaterkeller in für sie mehrfach schwieriger Zeit dennoch ermöglicht hat.

Viel Freude mit Ausschnitten von Menschlichkeit überwindet Grenzen, möge dies auch heute und jetzt – in dieser Pandemiezeit - bald wieder sichtbar möglich werden, wenn auch internationale Grenzen wieder offen sind.